Lokal, global, nachhaltig gedacht – Smart City Bad Berleburg

Mithilfe eines eigenen Glasfasernetzes wird aus Bad Berleburg eine schlaue Stadt.

Bad Berleburg ist Smart City. In der Stadt der Dörfer stehen eine Smart-City-Strategie, zahlreiche Ideen – und erste sichtbare Umsetzungen. Federführend bei der Stadt Bad Berleburg verantwortlich dafür ist Colette Siebert mit ihrem Team aus der Stabsabteilung Regionalentwicklung. Ein Leitbild, Konzepte, Handlungsansätze und konkrete Realisierung gehen in der Stadt der Dörfer Hand in Hand. Einige dieser Ideen sind nicht nur gut, sondern sogar ausgezeichnet. Smart City ist nur eine dieser Auszeichnungen. Bad Berleburg ist Deutschlands nachhaltigste Kleinstadt 2020. Daneben stehen etwa das Prädikat „Premiumwanderort“ oder der „European Energy Award“ für umsetzungsorientierte Klimaschutzpolitik. Und als Teil der „REGIONALE 2025“ ist die Stadt Modellregion für eine nachhaltige regionale Entwicklung.

All diese Preise, Auszeichnungen und Förderprogramme sind Ergebnisse langer, planvoller Arbeit und sichtbare Zeichen des neuen und innovativen Bad Berleburgs. „Wir wollen es nicht bei Themen und Konzepten belassen, sondern diese umsetzen und in ganz konkrete Projekte münden lassen – lösungsorientiertes Handeln im Team steht dabei im Fokus“, betont Colette Siebert. Damit definiert die Leiterin der Stabsabteilung Regionalentwicklung die Schnittstelle zwischen Konzept und Umsetzung, zwischen wohlklingenden Worten und greifbaren Ergebnissen in der Stadt der Dörfer. Wer einen kleinen Einblick in die Vielzahl der Projekte vor Ort bekommt, weiß, dass das sehr viel Arbeit bedeutet. Die Stabsabteilung Regionalentwicklung ist dabei ein zentraler Teil der Stadtentwicklung – gemeinsam mit allen Mitarbeitenden im Rathaus. Und den Menschen, die vor Ort leben. „Wir bearbeiten im Schwerpunkt Querschnittsthemen“, sagt Colette Siebert. Dazu zählen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Tourismus, Wirtschaftsförderung, bis hin zur Entwicklungspatenschaft in Tansania. „Lokal, global, nachhaltig gedacht – das könnte ein Slogan für unsere Arbeit sein.“

Bad Berleburg ist ein Labor, ein Vorbild und eine Modellstadt. Dabei gibt es gar keine speziellen „Leuchttürme“, wie Stadtentwickler herausragende Projekte nennen. Es ist das Gesamtkonzept und der eingeschlagene Weg. Grob umschrieben lautet die Wegbeschreibung: Stadt und Land gemeinsam denken, ebenso wie Wirtschaft und Umwelt – und dabei alle Beteiligten einbinden.

Die smarte City ist die Wittgensteiner Kommune gemeinsam mit Partner:innen aus der ganzen Region Südwestfalen angegangen. Gemeinsam wollen Arnsberg, Bad Berleburg, Menden, Olpe und Soest die Fragen von möglichen Weiterentwicklungen beantworten. Die damit verbundene Digitalisierung ist Mittel zum Zweck. Und diesen Zweck hat Bad Berleburg unter der Überschrift „Nachhaltigkeit“ klar definiert. Das Ziel ist noch ehrgeiziger, als die Fragen dahinter ohnehin vermuten lassen: die smarteste Region Deutschlands werden. Der Ansatz dafür lautet: „Intelligent geplante Orte, ausgerichtet auf das gute Leben“. Aber die großen Ziele – wie die Bürgerbeteiligung von Zuhause – sind so lange nicht zu realisieren, wie das für die Smart City zwingend notwendige Internet im Schneckentempo über das Rothaargebirge kriecht.

Deshalb wagt Bad Berleburg den großen Sprung, die digitale Kulturrevolution: Glasfaser für Alle! Bisher wurden und werden in verschiedenen Förderbereichen die so genannten weißen Flecken mit dem schnellen Internet versorgt. Ein weißer Fleck ist dadurch definiert, dass auch auf dem Papier weniger als 30 Mbit/s durch die Leitung fließen. Doch wer in einem Gebiet wohnt, das als ausreichend versorgt gilt, und sich im Homeoffice eine nur wenig schnellere Leitung mit seiner Familie teilt, ahnt, dass es so noch ein weiter Weg ins digitale Zeitalter ist. Tatsächlich hängt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinterher. Weltweit sind asiatische Länder führend im Glasfaserausbau. Aber auch begrenzt auf Europa belegt das Land nur einen hinteren Platz. Die baltischen Staaten oder auch Skandinavien sind der größten europäischen Volkswirtschaft längst enteilt. Viel zu lange hat Deutschland auf das veraltete Kupferkabel gesetzt, da sind sich alle Expert:innen einig. Das haben – verstärkt durch die Pandemie – auch Bund und Länder verstanden und legen nun ein Förderprogramm zum Glasfaserausbau nach dem anderen auf. Optimisten schätzen, dass es so bis zur flächendeckenden Versorgung mit Glasfasern noch bis 2030 dauert. Und bis dahin verstärken die Förderprogramme die Ungleichheit im Land. Die Einen werden angeschlossen, die Anderen haben das Nachsehen. Daher: Glasfaser für Alle in der Stadt der Dörfer! Mehr Regionalentwicklung geht kaum.

Gemeinsam mit dem Infrastrukturunternehmen GREENFIBER gründen die Stadtwerke Bad Berleburg ein Unternehmen, das das flächendeckende Glasfasernetz bauen und anschließend auch betreiben soll. Bei der Gesellschaft „Unser BLB-Netz“ hält die Stadt die Mehrheit. Das Netz bleibt so in kommunaler Hand – und damit in Bürger:innen-Hand. Das besondere an der Idee ist, dass alle 23 Orte der Stadt der Dörfer gemeinsam und gleichzeitig glasfaserschnell ins Netz gehen. Doch eine Hürde hatten die Partner eingebaut. Und auch die ist der Nachhaltigkeit geschuldet. Nur, wenn sich mindestens 30 Prozent aller Haushalte für das neue Netz gewinnen liessen und einen eigenen Hausanschluss beantragen, wäre „Unser BLB-Netz“ wirtschaftlich tragfähig. Und nur deshalb wird es auch realisiert. Denn die Stadt der Dörfer arbeitet lösungsorientiert – und will mit „Unser BLB-Netz“ einen Gewinn für alle Menschen generieren!

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Hinter dem Label „Smart Cities“ verbirgt sich ein bundesweites Förderprogramm. Auch wenn man es in Bad Berleburg durchaus gewohnt ist, den Blick über die Förderlandschaft schweifen zu lassen, ist das Projekt in der Stadt der Dörfer kein Selbstzweck. Die damit verbundene Digitalisierung ist Mittel zum Zweck. Es geht darum, die Stadt und die Region dauerhaft für die Menschen attraktiv und somit dauerhaft lebenswert zu gestalten. „Wir schauen, was wir verbessern können. Aber auch, was wir behalten können“, erläutert die Leiterin der Stabsabteilung Regionalentwicklung, Colette Siebert. Die ersten, ganz praktischen Anwendungen gibt es bereits in Bad Berleburg: Ein Ausweis-Terminal am Rathaus, digitale Infostelen und Dorfdashboards – und die Aufwertung des Gesundheits- und Kurstandortes. Daher will Bad Berleburg auch die Kur-Infrastruktur digital aufwerten. Und die Schulen sollen flächendeckend mit neuen, digitalen Lernangeboten ins digitale Zeitalter geschickt werden. Zahlreiche Gründe für „Unser BLB-Netz“ – daher gehen die Smart City und „Glasfaser für Alle“ wiederum Hand in Hand. Ganz im Sinne des Gesamtkonzeptes.