Die Bagger sind bereits durch die Straße gerollt, die Tiefbauer haben vor der Haustür Leerrohre verlegt, die Glasfaser wurde eingeblasen und der Hausanschluss gelegt – und trotzdem kann das Highspeed-Internet noch nicht genutzt werden? Das kann schon mal vorkommen. So wie aktuell in Teilen von Petershagen. Doch schon im ersten Quartal 2024 sollen die ersten Privathaushalte, die vom Infrastrukturunternehmen GREENFIBER gefördert ausgebaut werden, stabil und leistungsstark surfen können.
Erst Bombenfunde, dann die umfangreiche Weserquerung und jetzt eine tückische Bohrung unterhalb einer Mülldeponie sowie die komplizierte Bahnquerung abschließend in Petershagen-Lahde. Man sieht: Je nach örtlicher Begebenheit gibt es für das Planungsbüro und die Tiefbauer die eine oder andere unerwartete Unwägbarkeit zu bewältigen. Hinzu kommt, wie in diesen Tagen, die Witterung, die weitere Baumaßnahmen behindert.
„Die größten Hürden haben wir bereits genommen“
Da braucht es unterm Strich manchmal mehr Zeit als gedacht. „Für die Petershager ist die aktuelle Situation natürlich unbefriedigend“, weiß auch GREENFIBER-Geschäftsführer Uwe Krabbe. „Aber jetzt ist das Ziel in Sicht. Die größten Hürden haben wir bereits genommen und werden auch noch die letzte nehmen, um unsere Kunden endlich mit schnellem Internet zu versorgen. Die Genehmigungen für die Unterquerung liegen uns bereits vor.“
Grundsätzlich können Glasfaserleitungen nicht innerhalb von wenigen Wochen errichtet werden. Erst einmal wird zwischen zwei Arten des Glasfaserausbaus unterschieden: Der eigenwirtschaftliche, bei dem das Unternehmen die finanziellen Mittel selbst oder zusammen mit Kooperationspartnern aufbringen muss. Und der geförderte, der zwischen Kommunen, dem Bund und dem Unternehmen anhand eines Förderbescheids geregelt ist. In Petershagen baut GREENFIBER sowohl gefördert als auch eigenwirtschaftlich aus.
Der Glasfaserausbau in mehreren Schritten
Nach einer Potenzialanalyse, bei der zum einen geprüft wird, welche Gebiete als unterversorgt (Internetgeschwindigkeit von unter 30 Mbit/s) gelten, und zum anderen, welche Gebiete sich für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau rechnen, startet die Vorvermarktung. Dabei werden potenzielle Kunden über den geplanten Glasfaserausbau informiert. Erst, wenn sich genügend Interessenten finden, kann der Ausbau starten.
Bevor das so weit ist, bedarf es umfangreiche Planungen. Dazu wiederum benötigt das Infrastrukturunternehmen zahlreiche Genehmigungen – Wegerechte der Bundesnetzagentur, die Erlaubnis der örtlichen Straßenbaubehörde und ggf. Genehmigungen mit Blick auf Denkmal- und Umweltschutz. Allein hier vergehen acht bis zwölf Wochen.
Nachdem ein Lagerplatz für die Materialien gefunden wurde, können die Bauarbeiten beginnen. Vieles wird mit Baggern gebaut, aber oft muss man zum Schutz der Oberflächen innovative Verfahren anwenden. Dies erfolgt entweder mittels einer Spülbohrung, bei der sich ein ferngesteuerter Bohrkopf durch die Erde gräbt. Oder mit einer sogenannten Erdrakete, also einer ungesteuerten Bohrung mit Pressluft bis zum Gebäude. Und an dieser Stelle kommen wie in Petershagen mögliche Unwägbarkeiten ins Spiel – von Wetter über Bodenbeschaffenheit, Munitionsfunden und giftige Altlasten bis hin zu Einschränkungen durch den Naturschutz. Ein darauffolgender Baustopp kann anschließend beispielsweise zum Abzug der Ressourcen führen, da die Bagger und das Equipment woanders benötigt werden. Bis die Ausrüstung wieder vor Ort ist, kann einige Zeit vergehen.
Unterm Strich bedeutet das: Einen Vertrag unterschreiben, einige Wochen warten und dann lossurfen – so einfach ist es nur in den wenigsten Fällen. Denn Deutschland muss, was den Glasfaserausbau angeht, mächtig aufholen. Und das geht auch für GREENFIBER nicht immer so einfach wie erhofft.