Glasfaser in einer echten Perle der Natur

Das Glasfasernetz für Alle geht in Kreuztal weite Wege. Auch die Waldgenossenschaft Dornseifen Stendenbach will Teil des glasfaserschnellen Netzes werden.  
Das Versprechen eines flächendeckenden Glasfasernetzes für ganz Kreuztal ist ebenso groß, wie Kreuztal weitläufig. Selbst das Navi muss intensiv nachdenken, um die Hütte der Waldgenossenschaft Stendenbach zu finden. Es geht steil bergauf, der Feldweg ist längst einem Waldweg gewichen. Doch nach ein paar scharfen Kurven steht man endlich auf einer lichten Höhe vor dem neuen Waldhaus der Waldgenossenschaft. Der Ausblick über das Littfetal und die gegenüberliegenden Hügel ist einzigartig und unerwartet. Ebenso wie die Hütte. Denn mit dem Wort ‚Hütte‘ ist das neue Zuhause der Waldgenossen nur unzureichend beschrieben. Groß, modern, gemütlich und einladend liegt der Holzbau auf einem weitläufigen Grundstück.

Eine Waldgenossenschaft, ein Zusammenschluss heimischer Waldbesitzer, ist die typische Form der Waldwirtschaft im Siegerland. Allein in Kreuztal gibt es neunzehn solcher Zusammenschlüsse. Und das schon sehr lange. Die Stendenbacher Waldgenossenschaft wird 1728 erstmalig urkundlich erwähnt. 137 Hektar umfasst das gemeinsam bewirtschaftete Gebiet. Fichten, Rotbuchen, Eichen, Douglasien, Weisstannen und Birken sind hier die häufigsten Baumarten. Doch derzeit steht es nicht besonders gut um den Wald, die heißen Sommer haben ihm zugesetzt. „Das Holz ist einfach zu trocken, selbst für das Sägewerk“, erklärt Marco Bender. Der IT-Fachmann engagiert sich im Vorstand der Waldgenossenschaft. „Bereits seit Jahren betreiben wir den Anbau von Weißtannen.“ Die Baumart soll den neuen Klimabedingungen besser trotzen. 

Der Genossenschaftswald ist auf knapp achthundert Anteile aufgeteilt, die traditionell als „Pfennige“ bezeichnet werden. Begonnen hat das Gemeinschaftsprojekt einst mit elf Familien. Inzwischen sind die Waldanteile durch viele Hände gegangen. Doch reich werden kann man mit dem eigenen Stückchen nicht. In den einzelnen Abteilungen stehen nur ca. alle fünf bis sieben Jahre Durchforstungen an. „Es geht uns um Naturschutz und die Waldpflege“, betont Arne Siebel, der derzeitige Vorsteher. „Natürlich wollen wir keinen Verlust machen, aber wir haben seit 25 Jahren keine Überschüsse mehr ausgeschüttet.“ Von den so angesparten Geldern konnte das neue Gemeinschaftshaus gebaut werden.

2018 war es so weit: Die Substanz des baufälligen alten Gebäudes war betriebswirtschaftlich sinnvoll nicht mehr zu retten. Die 60 Anteilseigner entschieden sich zum Neubau. Und der sollte ein echtes Schmuckstück werden. Gesagt – getan. Und wie es sich für echte Genossen gehört, war auch das ein echtes Gemeinschaftsprojekt. Bis auf den Rohbau entstand alles in Eigenleistung. Das ganze Grundstück wurde unter Einhaltung strengster Umweltauflagen neu angelegt. Eine Streuobstwiese unterstützt die heimische Artenvielfalt. Auch ein Bienenstock hat hier seinen Platz gefunden. Doch auch wenn viele Familien mit Kindern zur Waldgenossenschaft gehören, findet man weder einen Spielplatz noch eine Feuerstelle. „Wir wollen so naturnah wie möglich bleiben“, erläutert Vorsteher Siebel das Konzept. „Natürlich sitzen wir hier auch in geselliger Runde zusammen. Aber alles im Rahmen.“

Bei der Planung des Gemeinschaftshauses wurde scheinbar an alles gedacht. Auch hier stand der schonende Umgang mit der Natur im Vordergrund. Die Photovoltaikanlage sorgt für erneuerbare Energie für den Eigenbedarf. Die moderne Brennwertheizung sorgt neben dem obligatorischen Kachelofen ressourcensparend für wohlige Wärme. „Früher haben wir immer wieder die alte Technik investieren müssen“, so Arne Siebel. „Jetzt ist alles auf dem neuesten Stand.“ Sogar eine moderne Alarmanlage und stabile Jalousien wurden installiert. Diese werden übers Internet gesteuert. Das spart weite Wege. Eigentlich ideal für Vorstandsmitglied und IT-Experte Marco Bender – doch ohne funktionierendes Netz keine Fernsteuerung.

Die Lösung für die Anbindung des Waldhaus Stendenbach kommt nun – mit dem gemeinsamen Glasfaserprojekt der Stadt Kreuztal und GREENFIBER für ganz Kreuztal. Jedes Haus, jede Wohnung und jeder Betrieb soll zu den gleichen Konditionen angeschlossen werden. Die Anschlusskosten liegen bis zum 15. Oktober bei 0,- Euro. Auch bei weiten Wegen. Und damit sogar für das Waldhaus der Waldgenossenschaft Stendenbach. Denn das größte Infrastrukturprojekt seit vielen Jahren funktioniert als große, solidarische Mischkalkulation, die schon mittelfristig wirtschaftlich tragfähig ist. Wer sich jedoch erst nach dem Stichtag für einen glasfaserschnellen Hausanschluss entscheidet, zahlt bereits 500,- € Anschlussgebühren. Natürlich haben sich die Mitglieder der Waldgenossenschaft die Gelegenheit nicht entgehen lassen und ihren Antrag längst abgegeben. Auch privat haben viele ihr Haus für das Kreuztaler Zukunftsprojekt angemeldet. Damit das tatsächlich realisiert wird, müssen sich mindestens 30% der Kreuztaler Haushalte für einen eigenen Glasfaseranschuss entscheiden.

Wenn das schnelle Kabel sich erst einmal den Berg zum Waldhaus hochgearbeitet hat, soll es für viel mehr als nur die Steuerung der Alarmanlage genutzt werden. „Wir halten hier immer wieder Schulungen und Seminare ab, dafür brauchen wir ein stabiles und leistungsfähiges Netz“, weiß Siebel zu berichten. Auch Schulklassen und Kindergartengruppen lernen hier die Natur von einer neuen Seite kennen. Multimediale Anwendungen können dabei hilfreich sein. Und die Fußbodenheizung hat einen gewissen Vorlauf. Mit einer Steuerung via Internet müsste niemand schon Stunden vor den Treffen zur Anlage fahren, um sie einzuschalten. Die regelmäßige Übertragung von Messdaten ermöglicht zudem das Zusammenspiel von Umweltschutz und modernster Waldwirtschaft. Doch das sind alles nur Umsetzungen, die schon heute bekannt sind. Im Laufe der kommenden Jahre und Jahrzehnte werden sich viele weitere Anwendungen finden. Deshalb appellieren Siebel und Bender an ihre Kreuztaler Mitbürgerinnen und Mitbürger, bis zum Stichtag ihren Antrag für einen Glasfaseranschluss abzugeben. Denn nur dann gelingt das Gemeinschaftsprojekt und nur dann kann dieses Kleinod in der Natur wirklich an das glasfaserschnelle Netz angeschlossen werden.