Gespräch mit Paul Gummert, Geschäftsführer des Infrastrukturunternehmens GREENFIBER
Herr Gummert, über viele Jahre wurde in Deutschland die schlechte digitale Infrastruktur beklagt. Tatsächlich hat die Politik erst seit kurzem die Notwendigkeit eines flächendeckenden Glasfaserausbaus erkannt. Doch selbst dort, wo die Fördermittel nun fließen und der Markt anspringt, ist es keineswegs selbstverständlich, dass das schnelle Netz tatsächlich überall gebaut wird. Warum ist das so?
„In den meisten Ausbauprojekten muss eine bestimmte Quote erreicht werden. Die liegt je nach Gebiet zwischen dreißig und vierzig Prozent der Haushalte, die sich für einen eigenen Glasfaseranschluss entscheiden müssen. Sonst ist die Errichtung der teuren Infrastruktur wirtschaftlich nicht darstellbar. Zum Glück haben wir auch im Mühlenkreis diese Hürde in Bad Oeynhausen, Hille, Espelkamp und Lübbecke gemeinsam genommen. Aber tatsächlich müssen weiterhin viele Haushalte von den Vorteilen eines Glasfaseranschlusses erst überzeugt werden. Hauseigentümer erkennen den Nutzen der Glasfasertechnik nicht immer. Gerade wenn die derzeitige heimische Kupferleitung für die heutigen Anforderungen vermeintlich ausreicht, wird die Umstellung auf das schnelle, sichere und stabile Netz kritisch gesehen. ´Noch reicht es ja´ ist eine Aussage, die wir häufig hören.“
Können Sie solche Aussagen nachvollziehen?
„Natürlich muss man persönliche Entscheidungen respektieren. Aber nachvollziehen kann ich das nicht immer. Das flächendeckende Glasfasernetz ist für einen Haushalt oder ein Unternehmen ja nicht eine Entscheidung für das eine oder andere Angebot eines Internetanbieters. Es ist eine Entscheidung für oder gegen die zukunftsfähige Infrastruktur. Das Glasfasernetz ist die Eintrittskarte in die digitale Welt. Und die wird nicht irgendwann kommen. Sie ist längst da! Die Frage ist, ob diese Entwicklung mit oder ohne uns stattfindet. Glasfaser ermöglicht Angebote und Anwendungen, die wir jetzt noch gar nicht kennen. Und die digitale Infrastruktur ist der Ausgangspunkt kommunaler und regionaler Entwicklungen. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: Die Entscheidung gegen einen eigenen Glasfaseranschluss ist ebenso sinnvoll, wie es die Entscheidung vor 120 Jahren gegen die Elektrifizierung war, nur weil eine Petroleumleuchte für ausreichend gehalten wurde. Niemand konnte die Microwelle, den Thermomix oder das Laden von Elektroautos vorhersehen. Aber alles, was uns heute selbstverständlich ist, wurde erst durch das flächendeckende Stromnetz denkbar und machbar. So ist es auch beim Ausbau des Glasfasernetzes.
Was kann denn aus Ihrer Sicht gegen einen Glasfaseranschluss sprechen?
Gar nichts. Die Glasfaserleitung ist der veralteten Kupferleitung in allen Belangen weit überlegen. Das Netz ist 100-fach schneller, deutlich sicherer und zudem sehr stabil. Daher ist Glasfaser die Technik der Gegenwart und der Zukunft. Und das noch für viele Jahrzehnte. Denn wir stehen erst am Anfang der Nutzbarkeit. Dass das bisherige Kupfernetz mancherorts durch Software, dem so genannten Vectoring, noch ein paar Jahre am Leben gehalten werden soll, ist aus Sicht der Betreiber dieser Netze verständlich. Nun haben wir eine ganz andere Kommunikationsstruktur. Vernetzung bedeutet, dass jeder Haushalt Sender und Empfänger gleichermaßen ist. Diesen technischen Anforderungen ist das Kupferkabel nicht gewachsen. Daher spricht alles gegen die veraltete Technik und alles für das neue Neue, also das Glasfasernetz.
Natürlich zieht die Entscheidung für einen Glasfaseranschluss bauliche Maßnahmen nach sich. Der Hausanschluss muss unter dem eigenen Grundstück durch und ins Haus verlegt werden. Der Aufwand für diese Umstellung ist jedoch viel geringer, als vielfach angenommen wird. Zudem wird er von Fachfirmen vorgenommen. Das geschieht innerhalb eines Tages. Und im eigenen Haus ändert sich zumeist kaum etwas. Ich bemühe noch einmal das Bild von der Elektrifizierung. Niemand möchte auf Strom verzichten, nur weil dafür Kabel verlegt werden müssen.
Für wen lohnt sich ein Glasfaseranschluss und für wen ist die Umstellung nicht sinnvoll?
Ein neuer Glasfaseranschluss lohnt sich tatsächlich immer. Nicht selten wird sich gegen einen heimischen Glasfaseranschluss entschieden, weil die derzeitige Bandbreite für ausreichend gehalten wird. Und ich höre auch von älteren Immobilienbesitzern `Für mich ist das nichts mehr, darum können sich meine Kinder kümmern.` Selbst wenn es keinen Bedarf an einem leistungsfähigen Breitbandanschluss gibt, ist das eine sehr kurzsichtige Herangehensweise. Natürlich ist es möglich, dass die angebotene Bandbreite nicht in Ansätzen abgerufen wird. Das ist angesichts der hohen Leistungsfähigkeit des Glasfaseranschlusses sogar sehr wahrscheinlich. Die Errichtung des Glasfasernetzes ist aber in erster Linie ein Infrastruktur-Projekt. Wir betrachten uns daher in erster Linie als Infrastrukturunternehmen. Ein Glasfaseranschluss lohnt sich daher zunächst für alle, die jetzt eine hochleistungsfähige Datenleitung nutzen wollen. Zudem lohnt er sich für alle, die ihre Immobilie dauerhaft modern halten wollen. Die Glasfaser im Haus bedeutet – ganz unabhängig von der heutigen Nutzung – eine enorme Wertsteigerung.
Ich mache eine einfache Beispiel-Rechnung auf: Derzeit kommt der Glasfaseranschluss zumeist sehr günstig ins Haus. Die dafür notwendigen Verträge sind dank der Marktlage absolut konkurrenzfähig. Aber selbst wenn der neue Glasfaseranschluss pro Monat fünf Euro mehr kostet, rechnet sich ein eigener Hausanschluss immer noch. Denn wer sich gegen den günstigen Anschluss entscheidet, wird in spätestens fünf oder zehn Jahren nachziehen müssen. Bis dahin sind aber alle Ausbauprogramme ausgelaufen. Die Kosten müssen dann privat getragen werden. Derzeit kostet der laufende Meter für Tiefbauarbeiten mindestens einhundert Euro. Die Tendenz ist stark steigend. Hinzu kommen die Arbeiten am Haus und die Installation im Haus. Dreitausend Euro sind daher für einen Hausanschluss eher niedrig gerechnet. Ich bräuchte also bei dieser Rechnung einige Jahrzehnte, damit sich der verspätete Anschluss rechnet. Man kann diese Investition natürlich auch seinen Kindern überlassen. Aber die Kosten werden dadurch nicht geringer.
Ihr Unternehmen GREENFIBER baut im ganzen Kreisgebiet. Wie lange sind sie noch vor Ort?
Wir sind gekommen, um zu bleiben! Noch laufen an vielen Orten die Ausbauarbeiten. Viele Haushalte sind längst glasfaserschnell im Netz, andere warten noch auf die Fertigstellung. Und natürlich können noch weitere Gebiete hinzukommen. Wir bleiben dauerhaft im Kreis Minden-Lübbecke und allen seinen Kommunen aktiv. Denn wir errichten ja nicht nur das Glasfasernetz, sondern werden es auch dauerhaft betreiben. Unsere Beratungsbüros in Lübbecke, Bad Oeynhausen, Preußisch Oldendorf und Minden-Todtenhausen bleiben geöffnet. Wir haben unsere technischen Knotenpunkte und unsere Serviceteams hier vor Ort. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen stammen aus der Region. Wir sind und bleiben im Mühlenkreis verwurzelt.