Rettungsschwimmer von der Wasserkuppe möchten auch digital nicht mehr auf dem Trockenen sitzen
Burbacher DLRG wirbt für den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes für alle.
Karl Herbig ist ein engagierter Mensch. Seit einigen Jahren ist der Burbacher aus dem Ortsteil Wasserscheide als Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft aktiv, gibt Schwimmunterricht und sichert in den Sommermonaten den Badebetrieb. Da die Burbacher derzeit über kein eigenes Gewässer, das zum Schwimmen geeignet ist, verfügen, stellt sich die Burbacher DLRG-Gruppe bundesweit zur Verfügung. Regelmäßig versehen die Siegerländer Lebensretter an Nord- und Ostsee ihren Dienst. Trotz der recht großen Entfernung zur offenen See ist die Ortsgruppe groß: Über 300 Mitglieder zählt die Burbacher DLRG, davon sind bis zu 50 regelmäßig im Einsatz. Bei den Herbigs ist Lebensrettung Familienangelegenheit. Annika Herbig, Karls Ehefrau, ist ebenfalls Rettungsschwimmerin und verwaltet als Schatzmeisterin die Finanzen der Gruppe. Karl Herbigs Aufgabe ist unter anderem die Betreuung der Homepage. Alles Digitale ist bei dem gelernten Fachinformatiker gut aufgehoben.
Auch beruflich ist Herbig auf eine schnelle und sichere Internetverbindung angewiesen. Sein Arbeitgeber sitzt im 25km entfernten Siegen. In den vergangenen Monaten hat Karl Herbig – wie viele andere – reichlich Zeit im Homeoffice verbracht. Ein Trend, der bundesweit auch nach dem Ende der Pandemie weiter anhalten wird. Vor vier Jahren wurde vor dem Haus eine neue Internetleitung verlegt. Doch die macht erst eine große Schleife, vorbei an vielen anderen Häusern, bevor sie zum Schluss das neue Eigenheim der Herbigs erreicht. Und da diese Leitung aus Kupfer ist, ist das ein Problem. Denn die technisch veralteten Kupferleitungen verlieren mit jedem Meter und jedem Anschluss an Geschwindigkeit. Es verhält sich wie mit Wasser in einem Wasserrohr. Wenn es weite Wege vorbei an vielen Wasserhähnen zurücklegen muss, kommen am Ende nur noch Tropfen an. Internetanbieter wissen das natürlich. In den Verträgen steht daher bei der zugesicherten Leistung ein unbestimmtes „Bis zu“. Für Haushalte, die jetzt und in Zukunft auf ein leistungsfähiges Internet angewiesen sind, ist das teuer und unbefriedigend. Die Lösung für dieses Dilemma kann ein Glasfasernetz schaffen. Anders als Kupferleitungen arbeitet ein Glasfaseranschluss mit einem Lichtimpuls. Einen Leistungsabfall gibt es somit auch bei weiten Wegen und vielen Nutzern nicht.
Das Thema Glasfaser ist daher in aller Munde. Doch Burbach ist, wie die meisten Gemeinden und Regionen hierzulande, bisher nicht für das digitale Zeitalter gerüstet. Aber auf den Glasfaser-Ausbau durch ein großes Telekommunikationsunternehmen können die Burbacher in den kommenden Jahren nicht hoffen.
„Erfolg liegt in unserer Natur“ – so wirbt die Siegerländer Gemeinde für sich. Zu Recht! Doch die ländliche Idylle stellt für den Glasfaserausbau eine große Hürde da. Aus wirtschaftlichen Gründen machen alle großen Anbieter einen Bogen um die Gemeinde. Damit wollte sich die Politik vor Ort jedoch nicht abfinden. Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen wird das Thema aktiv angegangen. Damit möchte die Gemeinde eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen. Einstimmig hat sich der Gemeinderat für ein echtes Zukunftsprojekt entschieden: Gemeinsam mit dem Infrastrukturunternehmen GREENFIBER hat Burbach ein Konzept erarbeitet, dass ein Netz für alle möglich macht. Dabei soll das Glasfasernetz mehrheitlich in kommunaler Hand bleiben. Jeder Burbacher Haushalt soll an das Glasfasernetz angeschlossen werden können. Der Wohnort – so die Idee – darf nicht über die Teilhabe an der digitalen Welt entscheiden. Zudem soll der Anschluss kostenlos ins Haus kommen. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich bis zum 30. Juni mindestens 30% aller Haushalte für einen eigenen Hausanschluss entscheiden. Nur dann ist das Burbacher Glasfaserprojekt wirtschaftlich dauerhaft tragfähig.
Neben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft hat Karl Herbig noch eine zweite Leidenschaft. Und auch die macht ihn zu einem überzeugten Befürworter des Burbacher Glasfaserprojektes. In seiner Freizeit spielt der junge Familienvater Online-Spiele. Auch wenn er sich nicht auf ein Genre festlegen will, haben alle Spiele eins gemeinsam: Sie benötigen viel Rechnerleistung. Dafür hat sich Herbig im Technikraum einen eigenen Serverschrank errichtet. Einen Hochleistungsrechner sucht man jedoch vergebens. Denn der Fachmann mietet sich für sein Hobby bei Serverfarmen ein. Die zentralen Großrechner übernehmen die Arbeit und senden das Ergebnis ihrer Rechnerleistung ins ferne Burbach. Das Einzige, was Karl Herbig für den ungetrübten Spielspaß braucht, ist eine schnelle und stabile Datenverbindung. Und daran hapert es noch. „Derzeit habe ich eine Leitung mit 100 Mbit/s“ so der Fachmann. Natürlich ist auch dieser Vertrag mit einem „Bis zu“ versehen. Wieviel Leistung tatsächlich ankommt, hat auch mit der Tageszeit und dem Nutzungsverhalten von Herbigs Nachbarn zu tun. „Für Videokonferenzen ist das akzeptabel. Aber wenn meine Frau einen Film streamen will, brauche ich mich gar nicht an den Rechner zu setzen.“ Daher ist der Informatiker von den Möglichkeiten des kommenden Glasfasernetzes begeistert und rührt dafür die Werbetrommel. Der Antrag auf den eigenen Hausanschluss liegt längst im Burbacher Büro von GREENFIBER. In einer Rundmail hat Herbig alle DLRG-Mitglieder auf das Glasfaserprojekt aufmerksam gemacht. Und auch auf der Homepage der Lebensretter ist ein Hinweis auf die schnellen Anschlüsse zu finden.
Wenn sich bis Ende Juni – auch dank des Engagements von Menschen wie Karl Herbig – genügend Haushalte für einen Glasfaseranschluss entschieden haben, wird ganz Burbach glasfaserschnell. Dann läuft das Internet auch bei den Lebensrettern auf der Wasserscheide flüssig.